Ein Herz für den Casinoweiher

Aus der Geschichte von Kelmiszurück

Casinoweiher = Kelmis ?

Historischer Blick auf die VM
Historischer Blick auf die VM

Der im Jahre 1861 durch den Bau eines etwa 300 m langen Erdwalls aufgestaute Casinoweiher ist wohl das schönste übriggebliebene Relikt der im 19. Jh. regen Bergwerksaktivität im damaligen Altenberg und Umgebung.
Dieser fast 5 ha grosse Stauweiher wurde von der Bergwerksgesellschaft „ Vieille Montagne „ als Wasserreservoir für die Wäsche der Galmeierze angelegt und die daraus resultierenden Ablagerungen sind auch jetzt noch in Form von angehäuften, den Staudamm seitlich überragenden Halden zu erkennen.
Dort haben sich mit der Zeit ganz spezifische Pflanzen angesiedelt, welche vornehmlich auf schwermetallhaltigen Böden vorkommen.
Es ist anzunehmen, dass diese gemeinhin als Galmeiflora bezeichneten Pflanzen schon in grauer Vorzeit den Menschen das Vorhandensein erzhaltiger Böden gezeigt haben.
Der am Zusammenfluss von Tüljebach und Göhl seinerzeit aus rein wirtschaftlichen Gründen angelegte Casinoweiher präsentiert sich heute mit seinem prächtigen Schilfgürtel und den mit malerischen Bäumen bestandenen Ufern als landschaftliches Kleinod, sowohl für den erholungssuchenden Menschen als auch für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Dieses geschützte Areal ist ein sehr interessantes Spiegebild des kulturhistorischen Werdeganges einer bis zur Mitte des 20. Jh.s seit jeher durch den Bergbau geprägten Landschaft.

Abbau und Verhüttung von Zink

Schon ein römischer Schriftsteller, Plinius der Jüngere, erwähnt den Abbau von Zinkerz in der Provinz Germania Inferior, also in dieser Gegend. Das muss aber nicht unbedingt Kelmis gewesen sein.
Die erste Lagerstätte die ausgebeutet wurde, wurde der Alte Berg genannt, und darum nannte man Kelmis auch Altenberg. Diese Lagerstätte ist heute immer noch als "De Koul" oder "Kull" bekannt, obwohl der Tagebau schon wieder zugeschüttet worden ist und als Festplatz genutzt wird.
Garage C.Ohn Als die Verhüttung industrialisiert wurde, entstand das Industriegebiet an der Lütticher Straße, von dem noch heute einiges zu sehen ist: das Hauptgebäude der Vielle Montagne im Jugendstil, heute Garage C.Ohn, die Futtermittelhandlung Zeevaert usw.
Auch der Casinoweiher stammt aus dieser Zeit, als Wasserlieferant für die Erzwäsche.
Garage C.Ohn, ehemals Hauptsitz der Vieille Montagne

SchlackenhaldeSchlackenhalde bei Nacht

Abgebaut wurde am Altenberg mindestens ab 1344 bis zur vollständigen Erschöpfung der Lagerstätte 1884. Von der 1837 gegründeten "S.A. des Mines et Fonderies de zinc de la Vieille Montagne" sind ca. 1.255.000 Tonnen Haufwerk gewonnen worden. Für den Zeitraum von 1553 bis 1787 kann die Produktion auf ca 184.000 geschätzt werden. Die Grube Schmalgraf lieferte 645.979 Tonnen Haufwerk von 1869 bis 1933 woraus 337.806 Tonnen Konzentrat gewonnen wurden. Galmei wurde bis 1805 ausschließlich zur Messingfabrikation (sogenannter gelber oder goldiger Kupfer) verwendet und den "Dinandiers" oder Kupferschlägern der Maasstädte Dinant, Bouvignes und Namür sowie Aachen und Stolberg geliefert. Es bestand auch ein bedeutender Galmeifernhandel seit dem 15.Jahrhundert nach Nürnberg und später nach Schweden und Lothringen.
Neben den Erzen sind auch Baumaterialien aus Steingruben im Grundgebirge gewonnen worden : vorwiegend Sandsteine der Famennstufe und des Unterkarbons sowie Kalksteine, sowohl zur Kalkgewinnung als auch Bruchstein bzw. Haustein (Blaustein)

Moresnet - Neutral Moresnet - Neu-Moresnet

Karte von Neutral Moresnet = Kelmis In der Franzosenzeit, vor ca. 200 Jahren, wurden die Orte Kelmis, das spätere Neu-Moresnet und Moresnet zur "Mairie Moresnet" zusammengefasst. Als Europa 1815, nach der Niederlage Napoleons, in Wien neu aufgeteilt wurde, konnte man sich über die Mairie Moresnet wegen des reichen Galmeilagers nicht einigen.
So kam 1816 die provisorische Dreiteilung zustande: der Ostteil wurde preußisch unter dem Namen Neu-Moresnet, das Dorf Moresnet im Westen wurde zuerst niederländisch, 1830 belgisch. Das Mittelstück Kelmis, mit dem strittigen Galmeilager, blieb neutral. Hier sollte, bis zu einer endültigen Regelung, napoleonisches Recht gelten. So gab es vier Moresnets: belgisch Moresnet, preußisch Neu-Moresnet, Neutral Moresnet = Kelmis. Und wenn ein Pilger sagt, er gehe nach Moresnet, dann meint er seit 1749 Moresnet-Kapelle in der altbelgischen Gemeinde. Dieser Zustand wurde erst durch den Einmarsch der deutschen Truppen 1914 beendet.